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Das Leiden und Sterben Jesu Christi

Der Plan der obersten Priester und Schriftgelehrten

14 Es war aber zwei Tage vor dem Passah und dem Fest der ungesäuerten Brote. Und die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten;

sie sprachen aber: Nicht während des Festes, damit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht!

Die Salbung Jesu in Bethanien

Und als er in Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen war und zu Tisch saß, da kam eine Frau mit einem Alabasterfläschchen voll Salböl, echter, kostbarer Narde[a]; und sie zerbrach das Alabasterfläschchen und goss es aus auf sein Haupt.

Es wurden aber etliche unwillig bei sich selbst und sprachen: Wozu ist diese Verschwendung des Salböls geschehen?

Man hätte dies doch um mehr als 300 Denare verkaufen und den Armen geben können! Und sie murrten über sie.

Jesus aber sprach: Lasst sie! Warum bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, und ihr könnt ihnen Gutes tun, wann immer ihr wollt; mich aber habt ihr nicht allezeit.

Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus zum Begräbnis gesalbt.

Wahrlich, ich sage euch: Wo immer dieses Evangelium verkündigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch von dem sprechen, was diese getan hat, zu ihrem Gedenken!

Der Verrat des Judas

10 Da ging Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, hin zu den obersten Priestern, um ihn an sie zu verraten.

11 Sie aber waren erfreut, als sie das hörten, und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte eine gute Gelegenheit, um ihn zu verraten.

Das letzte Passahmahl

12 Und am ersten Tag der ungesäuerten Brote, als man das Passahlamm schlachtete, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passah zubereiten, damit du es essen kannst?

13 Und er sendet zwei seiner Jünger und spricht zu ihnen: Geht in die Stadt; da wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt,

14 und wo er hineingeht, da sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt fragen: Wo ist das Gastzimmer, in dem ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?

15 Und er wird euch einen großen Obersaal zeigen, der mit Polstern belegt und hergerichtet ist; dort bereitet es für uns zu.

16 Und seine Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah.

17 Und als es Abend geworden war, kam er mit den Zwölfen.

18 Und als sie zu Tisch saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch, der mit mir isst, wird mich verraten!

19 Da fingen sie an, betrübt zu werden, und fragten ihn einer nach dem anderen: Doch nicht ich? Und der Nächste: Doch nicht ich?

20 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir [das Brot] in die Schüssel eintaucht!

21 Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; aber wehe jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen verraten wird! Es wäre für jenen Menschen besser, wenn er nicht geboren wäre!

Die Einsetzung des Mahles des Herrn

22 Und während sie aßen, nahm Jesus Brot, sprach den Segen, brach es, gab es ihnen und sprach: Nehmt, esst! Das ist mein Leib.

23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen denselben; und sie tranken alle daraus.

24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird.

25 Wahrlich, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reich Gottes.

Die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus

26 Und nachdem sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

27 Und Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet in dieser Nacht alle an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen«.[b]

28 Aber nach meiner Auferweckung will ich euch nach Galiläa vorangehen.

29 Petrus aber sagte zu ihm: Wenn auch alle an dir Anstoß nehmen, doch nicht ich!

30 Und Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!

31 Er aber sagte desto mehr: Wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das Gleiche sagten aber auch alle.

Gethsemane

32 Und sie kommen zu einem Grundstück namens Gethsemane[c]. Und er spricht zu seinen Jüngern: Setzt euch hier hin, bis ich gebetet habe!

33 Und er nahm Petrus und Jakobus und Johannes mit sich; und er fing an, zu erschrecken, und ihm graute sehr.

34 Und er sprach zu ihnen: Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tod. Bleibt hier und wacht!

35 Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge.

36 Und er sprach: Abba, Vater! Alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

37 Und er kommt und findet sie schlafend. Und er spricht zu Petrus: Simon, schläfst du? Konntest du nicht eine Stunde wachen?

38 Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

39 Und er ging wiederum hin, betete und sprach dieselben Worte.

40 Und als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend; denn die Augen waren ihnen schwer geworden. Und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.

41 Und er kommt zum dritten Mal und spricht zu ihnen: Schlaft ihr noch immer und ruht? — Es ist genug! Die Stunde ist gekommen. Siehe, der Sohn des Menschen wird in die Hände der Sünder ausgeliefert.

42 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.

Die Gefangennahme Jesu

43 Und sogleich, als er noch redete, erschien Judas, der einer der Zwölf war, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Stöcken, [gesandt] von den obersten Priestern und den Schriftgelehrten und den Ältesten.

44 Der ihn verriet, hatte ihnen aber ein Zeichen gegeben und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist"s; den ergreift und führt ihn sicher ab!

45 Und als er nun kam, trat er sogleich auf ihn zu und sprach: Rabbi, Rabbi!, und küsste ihn.

46 Sie aber legten ihre Hände an ihn und nahmen ihn fest.

47 Einer aber von denen, die dabeistanden, zog das Schwert, schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.

48 Und Jesus begann und sprach zu ihnen: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stöcken, um mich gefangen zu nehmen?

49 Täglich war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen. Doch damit die Schriften erfüllt werden —!

50 Da verließen ihn alle und flohen.

51 Und ein gewisser junger Mann folgte ihm, der ein Leinengewand auf dem bloßen Leib trug; und die jungen Männer ergriffen ihn,

52 er aber ließ das Leinengewand zurück, und entblößt[d] floh er von ihnen.

Jesus vor dem Hohen Rat

53 Und sie führten Jesus ab zum Hohenpriester; und alle obersten Priester und die Ältesten und die Schriftgelehrten kamen bei ihm zusammen.

54 Und Petrus folgte ihm von ferne bis hinein in den Hof des Hohenpriesters; und er saß bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.

55 Die obersten Priester aber und der ganze Hohe Rat suchten ein Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu töten, und sie fanden keines.

56 Denn viele legten ein falsches Zeugnis gegen ihn ab, doch stimmten die Zeugnisse nicht überein.

57 Und es standen etliche auf, legten ein falsches Zeugnis gegen ihn ab und sprachen:

58 Wir haben ihn sagen hören: Ich will diesen mit Händen gemachten Tempel zerstören und in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist.

59 Aber auch so war ihr Zeugnis nicht übereinstimmend.

60 Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte, fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?

61 Er aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte ihn der Hohepriester und sagte zu ihm: Bist du der Christus[e], der Sohn des Hochgelobten?

62 Jesus aber sprach: Ich bin"s. Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels!

63 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sagte: Was brauchen wir weitere Zeugen?

64 Ihr habt die Lästerung gehört. Was meint ihr? Und sie fällten alle das Urteil, dass er des Todes schuldig sei.

65 Und etliche fingen an, ihn anzuspucken und sein Angesicht zu verhüllen und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage! Und die Diener schlugen ihn ins Angesicht.

Die Verleugnung durch Petrus

66 Und während Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters.

67 Und als sie Petrus sah, der sich wärmte, blickte sie ihn an und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Nazarener!

68 Er aber leugnete und sprach: Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du sagst! Und er ging in den Vorhof hinaus, und der Hahn krähte.

69 Und als die Magd ihn sah, begann sie wieder und sprach zu den Umstehenden: Dieser ist einer von ihnen!

70 Er aber leugnete wiederum. Und ein wenig nachher sprachen die Umstehenden nochmals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen! Denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache ist gleich.

71 Er aber fing an, [sich] zu verfluchen[f] und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet!

72 Da krähte der Hahn zum zweiten Mal; und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.

Footnotes

  1. (14,3) ein kostbares indisches Gewürz.
  2. (14,27) Sach 13,7.
  3. (14,32) bed. »Ölkelter«.
  4. (14,52) vgl. Fn. zu Mt 25,36.
  5. (14,61) d.h. der verheißene Messias-König.
  6. (14,71) d.h. er sprach einen Fluch über sich aus, der ihn treffen sollte, wenn er die Unwahrheit sagte.

Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus (Kapitel 14–16)

Verschwörung gegen Jesus (Matthäus 26,1‒5; Lukas 22,1‒2)

14 Es waren nur noch zwei Tage bis zum Passahfest und zum Fest der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer günstigen Gelegenheit, bei der sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten. Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt!«

Ein Vermögen für Jesus (Matthäus 26,6‒13; Johannes 12,1‒8)

Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl[a]. Sie öffnete das Gefäß und salbte mit dem Öl den Kopf von Jesus. Darüber regten sich einige Gäste auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung! Dieses Öl ist mindestens 300 Silberstücke wert. Man hätte es lieber verkaufen und das Geld den Armen geben sollen!« So machten sie der Frau heftige Vorwürfe.

Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan. Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben. Ihnen könnt ihr helfen, sooft ihr wollt. Ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch. Diese Frau hat getan, was sie konnte: Mit diesem Salböl hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet. Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«

Der Verrat (Matthäus 26,14‒16; Lukas 22,3‒6)

10 Anschließend ging Judas Iskariot, einer von den zwölf Jüngern, zu den obersten Priestern, weil er Jesus an sie ausliefern wollte. 11 Hocherfreut versprachen sie ihm eine Belohnung. Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.

Vorbereitungen für das Passahfest (Matthäus 26,17‒19; Lukas 22,7‒13)

12 Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet wurde, fragten die Jünger Jesus: »Wo sollen wir für dich das Passahmahl vorbereiten?« 13 »Geht in die Stadt«, beauftragte Jesus zwei von ihnen. »Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Diesem Mann folgt, 14 bis er in ein Haus geht. Dem Besitzer des Hauses sollt ihr sagen: ›Der Lehrer lässt fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?‹ 15 Er wird euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet und für das Festmahl hergerichtet ist. Bereitet dort alles Weitere für uns vor.«

16 Die beiden Jünger gingen in die Stadt und trafen alles so an, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie das Passahmahl vor.

Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passahmahl (Matthäus 26,20‒30; Lukas 22,14‒23; Johannes 13,21‒26)

17 Am Abend kam Jesus mit den zwölf Jüngern. 18 Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch, der jetzt mit mir isst, wird mich verraten!« 19 Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich?«

20 Jesus antwortete: »Es ist einer von euch zwölf, der mit mir das Brot in die Schüssel getaucht hat. 21 Der Menschensohn muss zwar sein Leben lassen, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist; aber wehe dem, der ihn verrät! Dieser Mensch wäre besser nie geboren worden.«

22 Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.« 23 Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern. Sie tranken alle daraus. 24 Jesus sagte: »Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen. 25 Ich versichere euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder in Gottes Reich trinken werde.«

26 Nachdem sie das Danklied[b] gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Jesus kündigt seine Verleugnung durch Petrus an (Matthäus 26,31‒35; Lukas 22,31‒34; Johannes 13,36‒38)

27 Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Ihr werdet euch alle von mir abwenden. Denn in der Heiligen Schrift steht:

›Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹[c]

28 Aber nach meiner Auferstehung werde ich nach Galiläa gehen, und dort werdet ihr mich wiedersehen.«

29 Da beteuerte Petrus: »Wenn sich auch alle anderen von dir abwenden – ich halte zu dir!« 30 Jesus erwiderte: »Ich versichere dir: Heute Nacht, noch ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« 31 »Ausgeschlossen!«, rief Petrus. »Auch wenn es bedeutet, dass ich mit dir sterben muss, werde ich das niemals tun!« Alle anderen Jünger beteuerten dies ebenfalls.

Im Garten Gethsemane (Matthäus 26,36‒46; Lukas 22,40‒46)

32 Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten, der am Ölberg liegt und Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich, bis ich gebetet habe!« 33 Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Angst und Entsetzen überfielen Jesus, 34 und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.[d] Bleibt hier und wacht mit mir!« 35 Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete, dass Gott ihm, wenn es möglich wäre, diese schwere Stunde ersparte: 36 »Abba[e], Vater, alles ist dir möglich. Lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«

37 Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus. »Simon«, rief er, »du schläfst? Konntest du denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen? 38 Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.[f]« 39 Noch einmal ging er ein Stück weg und betete mit den gleichen Worten wie vorher. 40 Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder. Die Augen waren ihnen zugefallen, und sie wussten vor Müdigkeit nicht, was sie Jesus sagen sollten. 41 Als er zum dritten Mal zu ihnen zurückkehrte, sagte er: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Genug jetzt! Die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert. 42 Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«

Verrat und Verhaftung (Matthäus 26,47‒56; Lukas 22,47‒53; Johannes 18,2‒18)

43 Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer der zwölf Jünger, zusammen mit vielen Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes hatten sie geschickt. 44 Judas, der Verräter, hatte mit den Bewaffneten ein Zeichen vereinbart: »Der Mann, den ich zur Begrüßung küssen werde[g], der ist es. Den müsst ihr festnehmen und gut bewacht abführen!« 45 Er ging direkt auf Jesus zu: »Rabbi!«, sagte er. Dann küsste er ihn. 46 Sofort packten die bewaffneten Männer Jesus und nahmen ihn fest.

47 Aber einer von den Männern, die bei Jesus standen, wollte das verhindern. Er zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.

48 Jesus fragte die Leute, die ihn festgenommen hatten: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften? 49 Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gelehrt. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen? Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Heiligen Schrift erfüllen.«

50 Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.

51 Ein junger Mann allerdings folgte Jesus. Er trug nur ein leichtes Untergewand aus Leinen. Als die Männer versuchten, auch ihn festzunehmen, 52 riss er sich los. Sie blieben mit dem Gewand in den Händen zurück, und der junge Mann konnte nackt entkommen.

Jesus vor Gericht (Matthäus 26,57‒68; Lukas 22,63‒71; Johannes 18,19‒24)

53 Gleich darauf brachte man Jesus zum Hohenpriester. Bei ihm hatten sich alle obersten Priester, die führenden Männer des Volkes und die Schriftgelehrten versammelt. 54 In sicherem Abstand folgte Petrus den Männern bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer.

55 Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen, die durch ihre Aussagen Jesus so belasten sollten, dass man ihn zum Tode verurteilen konnte. Aber es gelang ihnen nicht. 56 Viele Zeugen brachten zwar falsche Anschuldigungen vor, doch ihre Aussagen widersprachen sich. 57 Schließlich traten einige Männer vor, die man bestochen hatte, und erklärten: 58 »Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete: ›Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreißen und dafür in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschen errichtet ist.‹« 59 Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.

60 Jetzt erhob sich der Hohepriester, stellte sich mitten unter die Versammelten und fragte Jesus: »Warum antwortest du nicht? Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?« 61 Aber Jesus schwieg. Weil er keine Antwort gab, stellte ihm der Hohepriester eine weitere Frage: »Bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter, der Sohn Gottes[h] 62 »Ja, der bin ich«, antwortete Jesus. »Ihr werdet den Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«

63 Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: »Das genügt! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? 64 Ihr habt ja seine Gotteslästerung selbst gehört. Wie lautet euer Urteil?« Einstimmig beschlossen sie: »Er ist schuldig. Er muss sterben.«

65 Darauf spuckten einige von ihnen Jesus an, verbanden ihm die Augen und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. »Na, du Prophet«, verhöhnten sie ihn, »sag uns, wer hat dich geschlagen?« Auch die Diener des Hohenpriesters, die Jesus abführten, schlugen ihn.

Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen (Matthäus 26,69‒75; Lukas 22,54‒62; Johannes 18,17.25‒27)

66 Petrus war immer noch unten im Hof. Eine Dienerin des Hohenpriesters kam dazu 67 und bemerkte, wie er sich am Feuer wärmte. Sie sah Petrus genauer an und sagte: »Du gehörst doch auch zu diesem Jesus aus Nazareth!« 68 Doch Petrus behauptete: »Ich weiß nicht, wovon du redest!« Schnell ging er hinaus in den Vorhof. Da krähte ein Hahn.

69 Aber auch hier entdeckte ihn die Dienerin und sagte zu den Umstehenden: »Das ist auch einer von denen, die bei Jesus waren!« 70 Wieder bestritt Petrus es heftig. Doch nach einer Weile sagten auch die anderen, die dort standen: »Natürlich gehörst du zu seinen Freunden; du kommst doch auch aus Galiläa!« 71 Da rief Petrus: »Ich schwöre euch: Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht, von dem ihr da redet! Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!«

72 In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da fing Petrus an zu weinen.

Footnotes

  1. 14,3 Dieses Öl ist vergleichbar mit unserem heutigen Parfüm und wurde aus der Indischen Narde gewonnen, einer stark duftenden Pflanze im Himalaja.
  2. 14,26 Zum Abschluss des Passahmahls wurden die Psalmen 115–118 gesungen.
  3. 14,27 Vgl. Sacharja 13,7.
  4. 14,34 Wörtlich: Tief betrübt ist meine Seele bis zum Tod.
  5. 14,36 Abba ist aramäisch und bedeutet »Papa« oder »Vater«. So redete ein Kind in der damaligen Zeit seinen Vater im vertrauten Familienkreis an.
  6. 14,38 Wörtlich: Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach.
  7. 14,44 Seinen Rabbi zu küssen war für einen Jünger in der damaligen Zeit die übliche Form, ihn respektvoll zu begrüßen.
  8. 14,61 Wörtlich: der Sohn des Hochgelobten.