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Gesichte vom Gericht – Fürbitte des Propheten für Israel

Dies ließ Gott, der Herr, mich schauen: Siehe, er bildete Heuschrecken, als das Spätgras zu wachsen begann; und siehe, es war das Spätgras nach der Heuernte des Königs.

Und es geschah, als sie nun das Grün des Landes vollends abgefressen hatten, da sprach ich: Herr, Herr, vergib doch! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein!

Da reute es den Herrn: »Es soll nicht geschehen!«, sprach der Herr.

Dies ließ mich Gott, der Herr, schauen: Siehe, Gott, der Herr, rief das Feuer herbei zum Gericht; das fraß ein großes Loch und hatte schon das Erbteil ergriffen.

Da sprach ich: Herr, Herr, lass doch ab! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein!

Da reute den Herrn auch das: »Es soll nicht geschehen!«, sprach Gott, der Herr.

Dies ließ er mich schauen: Siehe, der Herr stand auf einer senkrechten Mauer und hatte ein Senkblei in der Hand.

Und der Herr sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Ich sprach: Ein Senkblei! Da sprach der Herr: Siehe, ich lege ein Senkblei an mitten in meinem Volk Israel, und ich werde künftig nicht mehr [verschonend] an ihm vorübergehen,

sondern die Höhen Isaaks sollen verwüstet und die Heiligtümer Israels zertrümmert werden, und gegen das Haus Jerobeams will ich mit dem Schwert aufstehen!

Amos und der Priester Amazja

10 Da sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ ihm sagen: »Amos hat eine Verschwörung gegen dich angezettelt mitten im Haus Israel; das Land kann all seine Worte nicht ertragen!

11 Denn Amos hat gesagt: Jerobeam wird durchs Schwert sterben, und Israel wird gewisslich aus seinem Land gefangen weggeführt werden!«

12 Und Amazja sprach zu Amos: »Du Seher, geh, fliehe in das Land Juda und iss dort dein Brot und weissage dort!

13 In Bethel aber sollst du nicht mehr weissagen; denn es ist ein königliches Heiligtum und eine königliche Residenz!«

14 Amos aber antwortete und sprach zu Amazja: Ich war kein Prophet und kein Prophetensohn, sondern ein Viehhirt war ich und züchtete Maulbeerfeigen.

15 Aber der Herr hat mich von den Schafen weggenommen, und der Herr hat zu mir gesagt: Geh, weissage meinem Volk Israel!

16 Und nun höre das Wort des Herrn: Du sprichst: »Weissage nicht gegen Israel, und lass dich nicht aus[a] gegen das Haus Isaak!«

17 Darum, so spricht der Herr: Deine Frau wird in der Stadt Hurerei treiben, und deine Söhne und Töchter werden durchs Schwert fallen, und dein Land wird man mit der Messschnur verteilen; du aber sollst in einem unreinen Land sterben; und Israel wird gewisslich aus seinem Land gefangen weggeführt werden!

Footnotes

  1. (7,16) w. lass es nicht träufeln, ein hebr. Wort für prophetische Weissagung oder bedeutungsvolle Rede.

Die Visionen von Amos (Kapitel 7–9)

Die Vision von den Heuschrecken

Gott, der Herr, gab mir eine Vision: Ich sah, wie er Heuschreckenschwärme erschuf. Gerade hatte man das erste Heu eingebracht, das für die königlichen Stallungen bestimmt war, und das Gras wuchs allmählich wieder nach. Da fielen die Heuschrecken über die Pflanzen im ganzen Land her. Als sie alles abgefressen hatten, rief ich: »Ach, Herr, Gott, vergib doch! Wie sollen die Nachkommen von Jakob sonst überleben? Sie sind ja ein so kleines Volk!« Da hatte der Herr Erbarmen mit ihnen und sagte: »Was du eben gesehen hast, wird nicht geschehen!«

Die Vision vom Feuer

Dann gab Gott, der Herr, mir eine weitere Vision: Ich sah, wie er Feuer herbeirief, um sein Volk zu bestrafen. Zuerst verzehrte es das Wasser in den Tiefen der Erde, dann bedeckten die Flammen das ganze Land. Da rief ich: »Ach, Herr, Gott, bitte hör auf! Wie sollen die Nachkommen von Jakob sonst überleben? Sie sind ja ein so kleines Volk!« Da hatte der Herr wieder Erbarmen mit ihnen und sagte: »Auch was du gerade gesehen hast, wird nicht geschehen.«

Die Vision vom Bleilot

Zum dritten Mal gab der Herr mir eine Vision: Nun sah ich, wie er auf einer Mauer stand, die mit Hilfe eines Lots gebaut worden war. Er hielt ein Bleilot in der Hand und fragte mich: »Amos, was siehst du?« »Ein Bleilot«, antwortete ich. Da sagte er: »Ich lege jetzt dieses Lot an mein Volk Israel, um es zu prüfen. In Zukunft gehe ich nicht mehr über ihre Sünden hinweg. Ich verwüste die Opferstätten, wo die Nachkommen von Isaak ihre Götter verehren; ja, alle Heiligtümer Israels verwandle ich in Trümmerhaufen. Mein Schwert trifft das Königshaus von Jerobeam!«

Amos soll das Nordreich verlassen

10 Amazja, der oberste Priester in Bethel, sandte einen Boten zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ ihm ausrichten: »Amos zettelt mitten in Israel einen Aufstand gegen dich an! Seine Reden sind unerträglich! 11 Er hat behauptet: ›Jerobeam wird durchs Schwert umkommen, und das Volk Israel wird aus dem Land vertrieben und in die Verbannung geführt.‹«

12 Zu Amos sagte Amazja: »Du Prophet[a], verschwinde von hier und geh heim nach Juda! Dort kannst du weiter weissagen und dir so dein Brot verdienen. 13 Aber hier in Bethel ist Schluss damit! Denn hier steht der Tempel des Königs, das wichtigste Heiligtum Israels.«

14 Amos erwiderte: »Ich bin kein Prophet, der sich bezahlen lässt, und ich komme auch aus keiner Prophetenschule. Ich bin Viehzüchter und pflanze Maulbeerfeigenbäume an. 15 Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und mir befohlen: ›Geh zu meinem Volk Israel und richte ihm meine Botschaft aus!‹ 16 Und nun willst du mir verbieten, den Auftrag Gottes zu erfüllen und zu den Israeliten, den Nachkommen von Isaak, zu sprechen? Hör, was der Herr dir ankündigt: 17 Deine Frau soll in dieser Stadt zur Hure werden, deine Söhne und Töchter werden im Krieg getötet, dein Grundbesitz wird an andere verteilt, und du selbst wirst in einem heidnischen[b] Land sterben! Denn die Israeliten werden von hier verschleppt werden. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort!«

Footnotes

  1. 7,12 Wörtlich: Seher. – Vgl. »Seher« in den Sacherklärungen.
  2. 7,17 Wörtlich: unreinen. – Dieses Schicksal war für einen Priester besonders schlimm, da er ja zwischen rein und unrein zu unterscheiden hatte (vgl. 3. Mose 10,10). Vgl. »rein/unrein« in den Sacherklärungen.